TRAUMWELT I
Traumsequenz I
Sie kam aus den Wäldern Higashiyamas und stand plötzlich und ebenso erstaunt am Fuße einer Allee, die gesäumt war von brennenden Giraffen.
In archaischer Starre verharrt sie, ein trauriger dürenmatter Minotaurus kreuzt ihren Weg, verzweifeltes Kind einer ungleichen Liebe. Ist das ein Grund zu töten? Nein, zu töten nicht, aber vielleicht wäre es ja eine Erlösung.
Sie zögert und schließlich zieht sie aus einer ihrer Schubladen das bronzene Schwert und tauscht es ein gegen ein starkes Band.
Langsam und vorsichtig lenkt sie ihre Schritte.
Wird sie bis ans Ende der Allee kommen und was wird sie dort erwarten.
Sie kam aus den Wäldern Higashiyamas und stand plötzlich und ebenso erstaunt am Fuße einer Allee, die gesäumt war von brennenden Giraffen.
In archaischer Starre verharrt sie, ein trauriger dürenmatter Minotaurus kreuzt ihren Weg, verzweifeltes Kind einer ungleichen Liebe. Ist das ein Grund zu töten? Nein, zu töten nicht, aber vielleicht wäre es ja eine Erlösung.
Sie zögert und schließlich zieht sie aus einer ihrer Schubladen das bronzene Schwert und tauscht es ein gegen ein starkes Band.
Langsam und vorsichtig lenkt sie ihre Schritte.
Wird sie bis ans Ende der Allee kommen und was wird sie dort erwarten.
Luna in flagranti - 4. Mai, 18:15
Zwei Minuten später bezahlte er und verschwand im Tumult der Reisenden und großen Gepäckstücke. Ein dürrer fast verhungerter Ginsberg Löwe, der den Glauben verloren hat. Das Taxi brachte ihn in den Norden der Stadt. Dort stieg er aus und klingelte.
Sie zögert doch schlussendlich öffnet sie die Tür und sieht ihn an mit ihren traurigsten Augen und ließ ihn rein.
Langsam zog er die Schuhe aus und beobachtete ihre Bewegungen.
Wird er sie noch lieben können wenn der Morgen auf ihn wartet.
[ich durfte zu dir kommen und gab eine lächelnde Kopie ab]
Auf dem Schild neben der Klingel steht "Sie".
Sie, die erst seit kurzem hier wohnte, wo man alle "Sie" oder "Er" nannte, ohne Ausnahme, sie öffnete ihm - ihm, der sich in Tokio wähnte, ihm, der meinte, mit einem Taxi bis vor ihre Tür gefahren zu sein, ihm, der seinen Glauben verloren hatte.
Was wollte er hier? Wird die Zeit bis zum Morgen reichen, das herauszufinden?
Sie geht durch die endlosen Alleen, die es nur in Tokio gibt ...
Nun sind wir also wieder zusammen, denkt sie, und ein Blick in die übervollen Einkaufstüten lässt sie darüber mutmaßen, was er am Abend für sie kochen wird. Wird er für sie kochen, so wie damals?
Damals saß er, wenn er überhaupt die Ruhe dazu besaß, damals saß er aufrecht, nicht so zusammengekauert. Damals war er immer auf dem Sprung, immer schon mit seinen Gedanken in einer Welt vor ihm. Nicht so wie heute. D a m a l s, was für ein Wort - es verbindet und trennt ebenso wie das Schweigen, das sie beide einhüllt an diesem kühlen Morgen, und aus dem sie sich nicht herauszuschälen wagen.
Nur die Augen, die lustigen, listigen, warmen jungenhaften blaugrauen Augen, die tiefer waren als alle Seen und Meere zusammen, diese Augen, in denen vor Jahren ihr Herz ertrunken ist, erinnern noch an den Mann, der er vor Jahren war. Damals verließ sie ihn, tauchte in diese neue Welt ein, dort am Ende der Allee, wo sie noch heute lebt und seit siebzehn Jahren auf ihn wartet.
Nach der vierten Zigarette und einer weiteren leeren Tasse Kaffee stand sie auf.
Was sie wunderte, er war mit Frau und Kind hierher gekommen, das gelang bisher noch keinem und diese Frau lernte er offenbar erst nach ihr kennen, was an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu ihr zweifeln läßt. Was ist geschehen in der langen Zeit? Ist er deshalb so niedergeschlagen, mitunter abwesend ? Und was hat er ihr noch alles zu erzählen, daß es mit so teurem Wein heruntergespült oder besiegelt werden mußte. Damals tat es auch der ganz normale Supermarktwein ...
In der noch nicht ganz geschlossenen Tür fiel sie ihm schon um den Hals und bevor dieser Traum sich aufzulösen drohte, holte sie sich all das, was sie während der langen Wartezeit so entbehrte.