Er kam aus Murakamis Schädel und stand am Bahnhof in Tokio und lächelte müde das Mädchen am Nudelimbiss an, die umhüllt war von dampfenden Gerüchen.
Zwei Minuten später bezahlte er und verschwand im Tumult der Reisenden und großen Gepäckstücke. Ein dürrer fast verhungerter Ginsberg Löwe, der den Glauben verloren hat. Das Taxi brachte ihn in den Norden der Stadt. Dort stieg er aus und klingelte.
Sie zögert doch schlussendlich öffnet sie die Tür und sieht ihn an mit ihren traurigsten Augen und ließ ihn rein.
Langsam zog er die Schuhe aus und beobachtete ihre Bewegungen.
Wird er sie noch lieben können wenn der Morgen auf ihn wartet.
[ich durfte zu dir kommen und gab eine lächelnde Kopie ab]
Es war das einzige Taxi, das noch bis hier her fuhr, bis zum Ende der Allee im Norden der Stadt. Eigentlich war es der Anfang einer Allee, durch die unablässig Menschen in diese Stadt strömten. Sie alle hatten sowas duchgeistigtes an sich. Übernächtigt, auch traurig die einen und andere euphorisch. Aber alle hatten eines gemeinsam - sie waren auf der Suche, unübersehbar. Und er überlegte, ob man die Allee auch in umgekehrter Richtung duchqueren kann und was er am anderen Ende wohl vorfinden würde.
Auf dem Schild neben der Klingel steht "Sie".
Sie, die erst seit kurzem hier wohnte, wo man alle "Sie" oder "Er" nannte, ohne Ausnahme, sie öffnete ihm - ihm, der sich in Tokio wähnte, ihm, der meinte, mit einem Taxi bis vor ihre Tür gefahren zu sein, ihm, der seinen Glauben verloren hatte.
Was wollte er hier? Wird die Zeit bis zum Morgen reichen, das herauszufinden?
ferenc_liebig (Gast) - 5. Mai, 09:37
Der Krieger ging wie jeden Samstag auf den Marktplatz und kaufte Auberginen grünen Spargel Sellerie Zucchini und überreife Tomaten. Mit den Einkaufstüten hockte er sich dann in das kleine mit gelbblauen Sonnenschirmen bestückte Restaurant unten am Wasser und rauchte vier Zigaretten zum Kaffee. Seit sieben Jahren wiederholte sich die Prozedur um seiner Liebe einen Ansturm von Liebe zu gewähren. Sie wie sie ihr Türschild nannte saß diesen Morgen neben ihr. Sie rauchten beide in den kühlen Vormittag und schwiegen. Gestern als er sie seit der Jugendzeit wieder sah, verlor er jedes Bewusstsein für Zeit. Er war wieder neunzehn und lief mit ihr durch die endlosen Alleen, die es nur in Tokio gibt. Nun sind wir wieder zusammen, dachte er. Nach siebzehn Jahren, die ihm zwei Kinder von zwei verschiedenen Frauen eine Jazzbar im Geschäftsviertel der Stadt und ein Ferienhaus in Miyago einbrachten.
Sie rauchten und schwiegen und mit jedem Zug drangen sie tiefer ein in ihre Vergangenheiten. Ist es ein Schweigen, das verbindet, wie es ganz nahe Seelen verbindet oder eines, das Fremde oder mittlerweile Fremdgewordene wortlos zusammenbringt?
Sie geht durch die endlosen Alleen, die es nur in Tokio gibt ...
Nun sind wir also wieder zusammen, denkt sie, und ein Blick in die übervollen Einkaufstüten lässt sie darüber mutmaßen, was er am Abend für sie kochen wird. Wird er für sie kochen, so wie damals?
Damals saß er, wenn er überhaupt die Ruhe dazu besaß, damals saß er aufrecht, nicht so zusammengekauert. Damals war er immer auf dem Sprung, immer schon mit seinen Gedanken in einer Welt vor ihm. Nicht so wie heute. D a m a l s, was für ein Wort - es verbindet und trennt ebenso wie das Schweigen, das sie beide einhüllt an diesem kühlen Morgen, und aus dem sie sich nicht herauszuschälen wagen.
Nur die Augen, die lustigen, listigen, warmen jungenhaften blaugrauen Augen, die tiefer waren als alle Seen und Meere zusammen, diese Augen, in denen vor Jahren ihr Herz ertrunken ist, erinnern noch an den Mann, der er vor Jahren war. Damals verließ sie ihn, tauchte in diese neue Welt ein, dort am Ende der Allee, wo sie noch heute lebt und seit siebzehn Jahren auf ihn wartet.
Nach der vierten Zigarette und einer weiteren leeren Tasse Kaffee stand sie auf.
franz (Gast) - 7. Mai, 22:15
Seine Frau stand in der Küche und Keiko, ihre elfjährige Tochter saß am Tisch und machte Mathehausaufgaben. Ihr Lieblingsfach war Biologie und übermorgen würden sie einen Ausflug zu den Reisfeldern machen. Es war sieben Uhr und er hielt seine Jacke in der Hand und verabschiedete sich von Beiden wegen eines Geschäftstermin mit einer Brauerei. Er startete den Wagen und fuhr los und seine Scheinwerfer fuhren in eine Dunkelheit, von der er wusste was sie bringen wird. An der Tankstelle hielt er und kaufte zwei teure Weinflaschen mit silbernen Etiketten. Er klingelte bei Sie und der elektrische Türöffner gewährte ihn den Einlass in das Land der Hoffnungen und Sorgen. Als er in ihre Wohnung kam hüpfte sie aus dem Bad mit nassen Haaren und fiel ihm um den Hals. In jenem Moment als seine Tochter ihr Hausaufgabenheft schloss und seine Frau Spagetti Bolognese servierte. Sein Leben war schon lange nicht mehr das von früher.
Es war eine stille Verabredung, ohne Termin und ohne Ort und doch so bindend wie das nichtgegebene Versprechen, sich nie aus den Augen zu verlieren, damals, als sie ging vor diesen vielen Jahren. Es klingelt und sie wußte, dass nur er es sein konnte. Sie kannte hier in der Gegend niemanden von den unzähligen Er's und Sie's und es reichte ihr auch der Zwangskontakt der glücklichen Arbeits- und Freizeitgemeinde des Unternehmens, in dem sie schon kurze Zeit nach ihrer Ankunft eine Anstellung gefunden hatte. Nichts besonderes, das wollte sie auch gar nicht, sie wollte hier nur warten und dann mit Ihm weitergehen. Das war ihre Hoffnung. Endlich nur Sie und Er, ohne Damoklesschwert, ohne ein Leben zwischen Grube und Pendel, ohne tausend voyeuristische Augenpaare, die allabendlich in ihren Wänden erschienen, um an ihren Träumen teilzuhaben, oder noch schlimmer, in sie einzudringen.
Was sie wunderte, er war mit Frau und Kind hierher gekommen, das gelang bisher noch keinem und diese Frau lernte er offenbar erst nach ihr kennen, was an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu ihr zweifeln läßt. Was ist geschehen in der langen Zeit? Ist er deshalb so niedergeschlagen, mitunter abwesend ? Und was hat er ihr noch alles zu erzählen, daß es mit so teurem Wein heruntergespült oder besiegelt werden mußte. Damals tat es auch der ganz normale Supermarktwein ...
In der noch nicht ganz geschlossenen Tür fiel sie ihm schon um den Hals und bevor dieser Traum sich aufzulösen drohte, holte sie sich all das, was sie während der langen Wartezeit so entbehrte.
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Zwei Minuten später bezahlte er und verschwand im Tumult der Reisenden und großen Gepäckstücke. Ein dürrer fast verhungerter Ginsberg Löwe, der den Glauben verloren hat. Das Taxi brachte ihn in den Norden der Stadt. Dort stieg er aus und klingelte.
Sie zögert doch schlussendlich öffnet sie die Tür und sieht ihn an mit ihren traurigsten Augen und ließ ihn rein.
Langsam zog er die Schuhe aus und beobachtete ihre Bewegungen.
Wird er sie noch lieben können wenn der Morgen auf ihn wartet.
[ich durfte zu dir kommen und gab eine lächelnde Kopie ab]
Auf dem Schild neben der Klingel steht "Sie".
Sie, die erst seit kurzem hier wohnte, wo man alle "Sie" oder "Er" nannte, ohne Ausnahme, sie öffnete ihm - ihm, der sich in Tokio wähnte, ihm, der meinte, mit einem Taxi bis vor ihre Tür gefahren zu sein, ihm, der seinen Glauben verloren hatte.
Was wollte er hier? Wird die Zeit bis zum Morgen reichen, das herauszufinden?
Sie geht durch die endlosen Alleen, die es nur in Tokio gibt ...
Nun sind wir also wieder zusammen, denkt sie, und ein Blick in die übervollen Einkaufstüten lässt sie darüber mutmaßen, was er am Abend für sie kochen wird. Wird er für sie kochen, so wie damals?
Damals saß er, wenn er überhaupt die Ruhe dazu besaß, damals saß er aufrecht, nicht so zusammengekauert. Damals war er immer auf dem Sprung, immer schon mit seinen Gedanken in einer Welt vor ihm. Nicht so wie heute. D a m a l s, was für ein Wort - es verbindet und trennt ebenso wie das Schweigen, das sie beide einhüllt an diesem kühlen Morgen, und aus dem sie sich nicht herauszuschälen wagen.
Nur die Augen, die lustigen, listigen, warmen jungenhaften blaugrauen Augen, die tiefer waren als alle Seen und Meere zusammen, diese Augen, in denen vor Jahren ihr Herz ertrunken ist, erinnern noch an den Mann, der er vor Jahren war. Damals verließ sie ihn, tauchte in diese neue Welt ein, dort am Ende der Allee, wo sie noch heute lebt und seit siebzehn Jahren auf ihn wartet.
Nach der vierten Zigarette und einer weiteren leeren Tasse Kaffee stand sie auf.
Was sie wunderte, er war mit Frau und Kind hierher gekommen, das gelang bisher noch keinem und diese Frau lernte er offenbar erst nach ihr kennen, was an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu ihr zweifeln läßt. Was ist geschehen in der langen Zeit? Ist er deshalb so niedergeschlagen, mitunter abwesend ? Und was hat er ihr noch alles zu erzählen, daß es mit so teurem Wein heruntergespült oder besiegelt werden mußte. Damals tat es auch der ganz normale Supermarktwein ...
In der noch nicht ganz geschlossenen Tür fiel sie ihm schon um den Hals und bevor dieser Traum sich aufzulösen drohte, holte sie sich all das, was sie während der langen Wartezeit so entbehrte.