NICHT NUR
Es ist sechszehn Uhr. Das Frühstücksgeschirr steht in der Spüle, die Reste vom Frühstück im Kühlschrank und das Badewasser läuft ein. Der Duft des Badezusatzes verteilt sich frisch und blumig in der gesamten Wohnung: Die Zimmertüren stehen wie gewohnt alle weit offen. Sie mag keine geschlossenen Räume. Wenn es machbar wäre, würde sie auf freiem Feld leben oder auf der Dachterrasse im Nebenhaus. Es ist nicht möglich. Sie öffnet die Fenster, sie sammelt die Wäsche ein, welche die letzte Woche überall verstreut hat, sie trennt sich von dem Mädchen mit dem viel zu großen Herzen, das im Ausländeramt fehl am Platz ist und sie steigt in die Wanne. Teelichter auf dem Wannenrand, eine handvoll Rosenblätter, die auf dem Schaum schweben, rote und rosafarbene - die gelben sind noch nicht soweit - ein Glas Sekt, Murakamis gefährliche Geliebte ... Sie taucht ab, lässt den Alltag an der Wasseroberfläche. Als sie wieder auftaucht, klopft es heftig an der Wohnungstür. Draußen steht eine vergessene Verabredung. Es tut ihr leid, sie springt aus der Wanne, schnappt ein Handtuch und ist schon an der Tür, tropfnass. Sie öffnet. Die Begrüßung fällt knapp aus, enttäuscht ...
“Ach du bist es nur”.
Er möchte nicht “nur” sein.
Er dreht sich um und geht.
“Ach du bist es nur”.
Er möchte nicht “nur” sein.
Er dreht sich um und geht.
Luna in flagranti - 3. Jun, 16:24