ZORAN DRVENKAR LIEST
am 19. April 2007
Vielen Dank an Marianne Friedrich, Der Buchladen, welche im Flyer als Veranstalter aufgeführt aber in Wahrheit hier viel, viel mehr war.
Es war nicht die erste Lesung, aber die erste Lesung,
bei der ich ganz genau wusste, weshalb ich dort bin.
Ich wollte die Gedichte, die sich durch mein Hirn hämmern,
aus seinem Munde hören.
Ich wollte endlich hören, wohin er die Betonung legt
und dabei in seiner Mimik lesen.
Er saß auf der Bühne des kleinen Saales. Nicht an einem Tisch mit Samtdecke und Kerzen. Nicht eingerahmt von Graslilien und Geranien oder ähnlichem Grünzeug.
Nicht hochgeschlossen in Anzug und Krawatte. Nein.
Er saß auf dem Boden, auf dem Boden am Rand der Bühne, baumelte mit den Beinen, schlug sie zum Schneidersitz, stützte sich rücklings auf und wenn er den Blick aufwärts richtete, schien es, als versuche er ein Loch in die Decke zu gucken, um am Himmel seine Zeilen wieder einzufangen. Sein spitzbübisch zum Pfeifen gespitzter Mund schien ihm dabei helfen zu müssen und seine lustigen Augen warfen Blicke, die den Ausgang versperrten.
Neben ihm am Boden sein Gebundenes, neben ihm lose Blätter seines Ungebundenen, neben ihm eine Wasserflasche, die es im Laufe der Lesung kaum schaffte an seinen Lippen zu hängen - da hing das Publikum.
Er teilte, er interagierte, er griff auf und gab weiter. Hier fand war eine Art Jam-Session statt.
Drvenkar = Gedichte und Geschichten gelesen und Leben erzählt meets Meyer & Meyer = Klarinette, Saxophon, Querflöte & Konzertgitarre. Worte wurden zu Noten und Noten zu Worten. Sichtbarer Spaß in allen beteiligten Gesichtern.
Ungekünstelt, ehrlich, ohne Pathos fängt Zoran Drvenkar in seinen Gedichten Stimmungen ein und gibt sie an den Zuhörer weiter, mal sprudelnd, mal in sich ruhend, mit dem Mut zum Verhaspler.
Eigentlich war es gar keine Lesung, es war eher ein Treffen von Freunden und Familie, auf dem Zoran liebenswert Mütter auf den Arm nahm, mit unliebsamen Mitschülern abrechnete und daran erinnerte, was Leben ist.
Am Ende gab es viel Applaus, gab es die üblichen Fragen und Antworten, die mich und alle anderen, die auch Tinte im Blut haben, zutiefst beruhigten.
Am Ende bemerkte ich, dass die Bühne einen Vorhang hat, Samt, königsblau, einer Fassade gleich ... . Er stand davor. Und mir fiel eines seiner Gedichte ein, welches er hier leider nicht gelesen hat:
hinter den wänden
ein klavier
in einem dunklen raum
hat die geborgenheit
einer geschlossenen hand
es verbirgt geheimnisse
wie wände räume verbergen
und gesichter nur fassaden sind
für menschen
die sich im bau befinden
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Vielen Dank an Marianne Friedrich, Der Buchladen, welche im Flyer als Veranstalter aufgeführt aber in Wahrheit hier viel, viel mehr war.
Es war nicht die erste Lesung, aber die erste Lesung,
bei der ich ganz genau wusste, weshalb ich dort bin.
Ich wollte die Gedichte, die sich durch mein Hirn hämmern,
aus seinem Munde hören.
Ich wollte endlich hören, wohin er die Betonung legt
und dabei in seiner Mimik lesen.
Er saß auf der Bühne des kleinen Saales. Nicht an einem Tisch mit Samtdecke und Kerzen. Nicht eingerahmt von Graslilien und Geranien oder ähnlichem Grünzeug.
Nicht hochgeschlossen in Anzug und Krawatte. Nein.
Er saß auf dem Boden, auf dem Boden am Rand der Bühne, baumelte mit den Beinen, schlug sie zum Schneidersitz, stützte sich rücklings auf und wenn er den Blick aufwärts richtete, schien es, als versuche er ein Loch in die Decke zu gucken, um am Himmel seine Zeilen wieder einzufangen. Sein spitzbübisch zum Pfeifen gespitzter Mund schien ihm dabei helfen zu müssen und seine lustigen Augen warfen Blicke, die den Ausgang versperrten.
Neben ihm am Boden sein Gebundenes, neben ihm lose Blätter seines Ungebundenen, neben ihm eine Wasserflasche, die es im Laufe der Lesung kaum schaffte an seinen Lippen zu hängen - da hing das Publikum.
Er teilte, er interagierte, er griff auf und gab weiter. Hier fand war eine Art Jam-Session statt.
Drvenkar = Gedichte und Geschichten gelesen und Leben erzählt meets Meyer & Meyer = Klarinette, Saxophon, Querflöte & Konzertgitarre. Worte wurden zu Noten und Noten zu Worten. Sichtbarer Spaß in allen beteiligten Gesichtern.
Ungekünstelt, ehrlich, ohne Pathos fängt Zoran Drvenkar in seinen Gedichten Stimmungen ein und gibt sie an den Zuhörer weiter, mal sprudelnd, mal in sich ruhend, mit dem Mut zum Verhaspler.
Eigentlich war es gar keine Lesung, es war eher ein Treffen von Freunden und Familie, auf dem Zoran liebenswert Mütter auf den Arm nahm, mit unliebsamen Mitschülern abrechnete und daran erinnerte, was Leben ist.
Am Ende gab es viel Applaus, gab es die üblichen Fragen und Antworten, die mich und alle anderen, die auch Tinte im Blut haben, zutiefst beruhigten.
Am Ende bemerkte ich, dass die Bühne einen Vorhang hat, Samt, königsblau, einer Fassade gleich ... . Er stand davor. Und mir fiel eines seiner Gedichte ein, welches er hier leider nicht gelesen hat:
hinter den wänden
ein klavier
in einem dunklen raum
hat die geborgenheit
einer geschlossenen hand
es verbirgt geheimnisse
wie wände räume verbergen
und gesichter nur fassaden sind
für menschen
die sich im bau befinden
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Luna in flagranti - 20. Apr, 12:53
ferenc_liebig - 21. Apr, 15:58
heute werde ich zum zweiten Mal von dir überrascht...ich fand schon deine Trilogie genial...und hier sieht man das du dich allem bedienen kannst...einfach schön deine zeilen zu lesen
antworten
Luna in flagranti - 21. Apr, 17:59
Danke, ich freue mich, daß es dir gefällt.
liesmal - 22. Apr, 00:48
Muss eine schöne Lesung gewesen sein. Du hast die Stimmung gut eingefangen und sie hier auch gut vermitteln können.
Das ist der Punkt... wer "Tinte im Blut hat", ist infiziert. Er braucht seinen "Stoff" und sucht stetig die Auseinandersetzung. Ich hatte kürzlich nicht so viel Glück mit einer Lesung. Sie war aufgeblasen angekündigt - und raus kamen nur leere Sprechblasen, sowohl der Verfasserin als auch noch eines Moderators. Trotzdem: Es war wichtig - fürs Eigenmaß und zum Zurechtrücken des Platzes, an dem man selbst steht und an dem andere stehen. Erfahrung wird zu unserem Fell. Und Erleben ist unser Futter, leckeres oder verdorbenes. - Was sind wir nur für komische Artgenossen?! :-)
Das ist der Punkt... wer "Tinte im Blut hat", ist infiziert. Er braucht seinen "Stoff" und sucht stetig die Auseinandersetzung. Ich hatte kürzlich nicht so viel Glück mit einer Lesung. Sie war aufgeblasen angekündigt - und raus kamen nur leere Sprechblasen, sowohl der Verfasserin als auch noch eines Moderators. Trotzdem: Es war wichtig - fürs Eigenmaß und zum Zurechtrücken des Platzes, an dem man selbst steht und an dem andere stehen. Erfahrung wird zu unserem Fell. Und Erleben ist unser Futter, leckeres oder verdorbenes. - Was sind wir nur für komische Artgenossen?! :-)