JEDER IST SCHÖN
Jeder ist für irgendjemanden schön.
Für mich bist du es.
Du standest immer im Schatten deines Bruders. Der war gut gebaut, hatte ein hübsches Gesicht, war immer nett und buhlte.
Für mich war er eher langweilig. Und das lag sicher nicht nur daran, dass er eine Freundin hatte. Das hatte mich noch nie gestört.
Du warst dürre und du hattest Brillengläser wie Kompottschüsseln und du zeigtest deine verwachsenen Zähne nur in einem verschämten Lächeln.
Aber mit dir hatte ich Spaß, ungezwungen, wie Kinderlachen ohne Scheu und Scham.
Viel zu spät bemerkte ich, dass du mich liebst.
Und dann ignorierte ich es.
Noch heute denke ich oft mit einer gewissen Traurigkeit daran, wie du mich am Morgen nach einer Partynacht batest, noch ein Weilchen zu bleiben.
Du batest, mich in den Arm nehmen zu dürfen und du hast mir von deinen bescheidenen geheimen Sehnsüchten erzählt. Und dabei kam ich mir so klein und niedrig vor, weil deine Wünsche weit hinter meiner, von mir kaum zur Kenntnis genommenen Alltäglichkeit standen.
Es war dämmrig, das Fenster deiner kleinen Berliner Altbauwohnung stand weit offen. Während ich unruhig neben dir lag, den restaurierungsbedürftigen Stuck an der Decke betrachtete und das Ende dieser unwirklichen Szene herbeisehnte - schon bereit, aufzuspringen und mit einem flotten Spruch zu flüchten - flüsterst du plötzlich in die Ruhe: Hör mal. Und nach einer Weile, wie um mir Zeit zu geben, deiner Aufforderung nachzukommen: Hörst du, wie schön die Vögel singen ...
Lange Zeit danach erkannte ich, du hattest nicht mich im Arm, sondern meine Seele ...
so scheu, so sacht, so bedingungslos, dass es mir weh tat.
Für mich bist du schön.
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Für mich bist du es.
Du standest immer im Schatten deines Bruders. Der war gut gebaut, hatte ein hübsches Gesicht, war immer nett und buhlte.
Für mich war er eher langweilig. Und das lag sicher nicht nur daran, dass er eine Freundin hatte. Das hatte mich noch nie gestört.
Du warst dürre und du hattest Brillengläser wie Kompottschüsseln und du zeigtest deine verwachsenen Zähne nur in einem verschämten Lächeln.
Aber mit dir hatte ich Spaß, ungezwungen, wie Kinderlachen ohne Scheu und Scham.
Viel zu spät bemerkte ich, dass du mich liebst.
Und dann ignorierte ich es.
Noch heute denke ich oft mit einer gewissen Traurigkeit daran, wie du mich am Morgen nach einer Partynacht batest, noch ein Weilchen zu bleiben.
Du batest, mich in den Arm nehmen zu dürfen und du hast mir von deinen bescheidenen geheimen Sehnsüchten erzählt. Und dabei kam ich mir so klein und niedrig vor, weil deine Wünsche weit hinter meiner, von mir kaum zur Kenntnis genommenen Alltäglichkeit standen.
Es war dämmrig, das Fenster deiner kleinen Berliner Altbauwohnung stand weit offen. Während ich unruhig neben dir lag, den restaurierungsbedürftigen Stuck an der Decke betrachtete und das Ende dieser unwirklichen Szene herbeisehnte - schon bereit, aufzuspringen und mit einem flotten Spruch zu flüchten - flüsterst du plötzlich in die Ruhe: Hör mal. Und nach einer Weile, wie um mir Zeit zu geben, deiner Aufforderung nachzukommen: Hörst du, wie schön die Vögel singen ...
Lange Zeit danach erkannte ich, du hattest nicht mich im Arm, sondern meine Seele ...
so scheu, so sacht, so bedingungslos, dass es mir weh tat.
Für mich bist du schön.
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Luna in flagranti - 22. Mär, 18:47