Mittwochmorgen
(Das Elend tut so, als wäre es der Alltag. *CU)
Es ist kurz vor elf. Der Frühstückskaffee - fast weiß und kalt, auf dem Tisch vor mir ein abgegessener Teller, Krümel auf dem Schoß, Kippen im Aschenbecher. Ich sehe dem Rauch meiner Zigarette hinterher, der sich kräuselnd durch das offene Fenster zum Nachbarn stiehlt. Ich spinne mir die kommende Woche zusammen, das was kommen könnte, das, worauf ich gefasst sein sollte. Träume.
Es regnet leise, Janove Ottesen singt dazu von Francis’ einsamen Nächten. Es passt. Noch besser passte Patty Smith’ ‘helpless‘. Dieser Sommer tut so, als ob er es schon lange wusste, dass er traurig werden wird. Wie traurig, wusste er damals wohl noch nicht.
Wir sitzen in dieser kleinen alten Kneipe. Nur wir zwei und ein gelangweilter Barkeeper hinter dem Tresen.
Wer fängt an?
Womit?
Wir spielen jetzt.
Wie? Spielen?
Du sagst einen Satz, dann ich. Immer im Wechsel. Immer nur einen Satz.
Einen Satz du, einen Satz ich.
Ok.
Das ist kein Satz.
Darf ich auch Fragen stellen?
Ok.
Ok ist kein Satz.
Zehn knallrote Pünktchen zeichnen sich ab vor dem Grün der Pflanzen in meinem Garten, dem Grün der Hecken und Büsche, dem Grün der Bäume. Das letzte Rot im Kirschbaum verschwindet in den Schnäbeln großer schwarzer Vögel. Es ist kalt.
Würdest du für mich deine Jacke ausziehen oder mich sicher ans trockene Ufer tragen?
Ja.
Ja? - Ja! Ich weiß. Schon lange.
Ich habe es dir nie gesagt.
Darf ich auch einen Satz schweigen?
Du schweigst zu laut.
Ich habe einen Link zu deinem Herzen.
Und warum hast du dich dann nicht gemeldet, als ich dich brauchte?
Ich hatte Angst.
Angst?
Angst, dich so zu sehen.
Der Regen tröpfelt nicht mehr, in geraden Linien stürzt er jetzt auf den nassen Boden.
Ich denke zurück. Wische Staub von alten Bildern.
Hast du noch Bilder in dir? Von mir? Von uns? Irgendwelche Bilder?
Vielleicht sollten wir das Unwiederbringliche, das, was wir nicht leben konnten, nicht halten konnten, lieber hassen oder zumindest nicht anrühren. Vielleicht würde das vieles leichter machen. Viel leichter, als in verstaubten Bildern zu wühlen und alten Träumen hinterher zu jagen.
Das Elend tut immer so, als wäre es der Alltag. Heute.
Und morgen?
Es ist kurz vor elf. Der Frühstückskaffee - fast weiß und kalt, auf dem Tisch vor mir ein abgegessener Teller, Krümel auf dem Schoß, Kippen im Aschenbecher. Ich sehe dem Rauch meiner Zigarette hinterher, der sich kräuselnd durch das offene Fenster zum Nachbarn stiehlt. Ich spinne mir die kommende Woche zusammen, das was kommen könnte, das, worauf ich gefasst sein sollte. Träume.
Es regnet leise, Janove Ottesen singt dazu von Francis’ einsamen Nächten. Es passt. Noch besser passte Patty Smith’ ‘helpless‘. Dieser Sommer tut so, als ob er es schon lange wusste, dass er traurig werden wird. Wie traurig, wusste er damals wohl noch nicht.
Wir sitzen in dieser kleinen alten Kneipe. Nur wir zwei und ein gelangweilter Barkeeper hinter dem Tresen.
Wer fängt an?
Womit?
Wir spielen jetzt.
Wie? Spielen?
Du sagst einen Satz, dann ich. Immer im Wechsel. Immer nur einen Satz.
Einen Satz du, einen Satz ich.
Ok.
Das ist kein Satz.
Darf ich auch Fragen stellen?
Ok.
Ok ist kein Satz.
Zehn knallrote Pünktchen zeichnen sich ab vor dem Grün der Pflanzen in meinem Garten, dem Grün der Hecken und Büsche, dem Grün der Bäume. Das letzte Rot im Kirschbaum verschwindet in den Schnäbeln großer schwarzer Vögel. Es ist kalt.
Würdest du für mich deine Jacke ausziehen oder mich sicher ans trockene Ufer tragen?
Ja.
Ja? - Ja! Ich weiß. Schon lange.
Ich habe es dir nie gesagt.
Darf ich auch einen Satz schweigen?
Du schweigst zu laut.
Ich habe einen Link zu deinem Herzen.
Und warum hast du dich dann nicht gemeldet, als ich dich brauchte?
Ich hatte Angst.
Angst?
Angst, dich so zu sehen.
Der Regen tröpfelt nicht mehr, in geraden Linien stürzt er jetzt auf den nassen Boden.
Ich denke zurück. Wische Staub von alten Bildern.
Hast du noch Bilder in dir? Von mir? Von uns? Irgendwelche Bilder?
Vielleicht sollten wir das Unwiederbringliche, das, was wir nicht leben konnten, nicht halten konnten, lieber hassen oder zumindest nicht anrühren. Vielleicht würde das vieles leichter machen. Viel leichter, als in verstaubten Bildern zu wühlen und alten Träumen hinterher zu jagen.
Das Elend tut immer so, als wäre es der Alltag. Heute.
Und morgen?
Luna in flagranti - 17. Jul, 12:05
Ich kann deinen Text nicht unbefangen lesen, weil ich Hintergründe kenne. Dennoch bin ich sicher, dass er die Stimmung sehr gut transportiert.
Wenn wir inne halten - manchmal müssen - an Stellen (oder schlimmstenfalls gar auf langen Strecken des Lebens), an denen es uns nicht gerade gut geht, müssen wir auch noch standfest genug sein, die uns befallende Melancholie hinzunehmen, und manchmal Resignation und das tiefe Gefühl von Unglück.
Das Leben ist partiell wunderschön und ich atme davon.
Aber als du mich fragtest, wie es mir (gerade und auf immer wieder langen Strecken) geht, habe ich dir gesagt, dass es das Elend ist, das so tut, als wäre es der Alltag.
Ohne es zu wissen, habe ich dir Untertitel und Schluss gegeben. Und mit viel Wissen habe ich deinen Text verstanden. Und dich. Wie du meinen. Und mich.