WAS ZWISCHEN DEN ZEILEN STEHT
Meinen ersten Liebesbrief erhielt ich mit ca. vierzehn Jahren.
Wir waren in Ribnitz-Damgarten, Klassenfahrt. Und wir wollten das Leben kennen lernen. Das Rauchen, den Alkohol weniger, aber das andere Geschlecht auf jeden Fall. Es gab genügend Büsche am Ort, die unsere Experimentierfreudigkeit verbargen und eine wachsame Lehrerin, die oft genug ein Auge zudrückte. Damals glaubten wir, sie ausgetrickst zu haben. Jahre später lachten wir gemeinsam darüber.
Meinen ersten Liebesbrief erhielt ich einige Tage nach unserer Rückkehr nach Berlin.
Vom Sohn des Küsters. Das passte ganz und gar nicht. Ich bin atheistisch erzogen, eine damals allem gegenüber Ungläubige, in Glaubensfragen Intolerante. Und ich hatte den Briefschreiber kaum bemerkt. Unscheinbar erschien er mir. Ich konnte mich nicht an sein Gesicht erinnern, noch daran, was er sagte oder wie er mich ansah. Er schrieb nicht von Liebe oder Begierden, nicht von meinen körperlichen Vorzügen, pries nicht die Beweglichkeit meines Geistes oder die Farbe meiner Augen ...
Er schrieb von Büchern, die er gern liest, vom letzten Film im Kino, von Dingen, die ihn bewegen und ausmachen - als ein um Freundschaft buhlender, Gleichrangiger, nicht als Jäger und oder Ausleger klebriger Fallen, das gefügige Opfer einzuspeicheln und anschließend zu vernaschen. Damals fand ich das langweilig. Damals fand ich es geradezu nichtachtend, meine erblühende Weiblichkeit zu ignorieren. Und ich fand es mehr als gerecht, nicht darauf zu antworten, den Brief als Beweis dieser Schmach sofort zu vernichten.
Heute hätte ich meinen ersten Liebesbrief gern noch einmal gelesen.
Und besonders das, was ich damals nicht lesen konnte - das, was zwischen den Zeilen stand.
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Wir waren in Ribnitz-Damgarten, Klassenfahrt. Und wir wollten das Leben kennen lernen. Das Rauchen, den Alkohol weniger, aber das andere Geschlecht auf jeden Fall. Es gab genügend Büsche am Ort, die unsere Experimentierfreudigkeit verbargen und eine wachsame Lehrerin, die oft genug ein Auge zudrückte. Damals glaubten wir, sie ausgetrickst zu haben. Jahre später lachten wir gemeinsam darüber.
Meinen ersten Liebesbrief erhielt ich einige Tage nach unserer Rückkehr nach Berlin.
Vom Sohn des Küsters. Das passte ganz und gar nicht. Ich bin atheistisch erzogen, eine damals allem gegenüber Ungläubige, in Glaubensfragen Intolerante. Und ich hatte den Briefschreiber kaum bemerkt. Unscheinbar erschien er mir. Ich konnte mich nicht an sein Gesicht erinnern, noch daran, was er sagte oder wie er mich ansah. Er schrieb nicht von Liebe oder Begierden, nicht von meinen körperlichen Vorzügen, pries nicht die Beweglichkeit meines Geistes oder die Farbe meiner Augen ...
Er schrieb von Büchern, die er gern liest, vom letzten Film im Kino, von Dingen, die ihn bewegen und ausmachen - als ein um Freundschaft buhlender, Gleichrangiger, nicht als Jäger und oder Ausleger klebriger Fallen, das gefügige Opfer einzuspeicheln und anschließend zu vernaschen. Damals fand ich das langweilig. Damals fand ich es geradezu nichtachtend, meine erblühende Weiblichkeit zu ignorieren. Und ich fand es mehr als gerecht, nicht darauf zu antworten, den Brief als Beweis dieser Schmach sofort zu vernichten.
Heute hätte ich meinen ersten Liebesbrief gern noch einmal gelesen.
Und besonders das, was ich damals nicht lesen konnte - das, was zwischen den Zeilen stand.
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Luna in flagranti - 16. Apr, 09:37
wortmeer - 22. Apr, 19:50
Ein wunderschöner Text, der auch mich in die Vergangenheit gedanklich wandern lässt...
Viele Grüße
vom wortmeer
Viele Grüße
vom wortmeer
Luna in flagranti - 25. Apr, 19:05
Danke liebes wortmeer, schön dass ich dich inspirieren konnte ... LG von der luna
ja
auch ich. ich machte mich vieler falscher versprechungen schuldig.
ich verlor den glauben an alle, die die liebe für traditionen, ideologien und religion mißbrauchen; ich verlor den glauben an die liebe im sinne des sexismus; ich bin auf der suche ... nach herzen, die lieben, wie eine junge pflanze grün und frisch wächst. ich suche menschen, die sich in der poesie der welt üben. die poesie schenkt uns das menschliche. und das menschliche macht die liebe wieder aussprechbar.
betrachten wir die berühmten drei Worte doch mal so, wie wir es gelernt haben ... mit der 4-Ohrigkeit der Kommunikationlehre ... und schon haben wir die Grundlage für alle Katastrophen im Namen dieser mehr oder weniger zufälligen Aneinanderreihung von fünf Buchstaben
Klasse-Film zu dem Thema: Im Rahmen des Dekalogs von Kieslowski "Der kurze Film über die Liebe"
Lg von der Luna
die 4- ohrigkeit der kommunikationslehre?
Alles klar? Viel spaß beim Festbeißen ... ich beißen mich jetzt durch die letzten beiden Nächte ...
LG von der luna
nix echt klar
und sogar etwas spaß vielleicht.
tschüss
bon.