16
Mai
2008

Wer bin ich?

Regen webt einen Schleier aus feinen Fäden und legt ihn über die Rotbuche. Über den Kirschbaum. Über den benachbarten Garten. Über die dahinter liegenden Felder. Taucht den Morgen in milchige Farben. Nur eine gelbe Rosenknospe vor meinem Fenster hebt sich ab, zeigt mir ihre Lust, sich mit dem nächsten Sonnenstrahl zu messen. Der Rotdorn sieht neidisch zu. Er wurde im letzten Jahr zu sehr gestutzt. Am geöffneten Fenster folge ich träumend der Regenmelodie, die zweite Stimme übernimmt ein gefiederter Solist. Mein Kaffee wird kalt ...

Langes, aufdringliches Klingeln an der Haustür lässt mich aus meinen Träumen stürzen. Draußen posiert mit einem Vertreterkoffer ein geschniegelter unsympathischer Herr. "Wer sind Sie denn jetzt", empfängt er mich, kaum, dass ich ihm geöffnet habe. "Ich weiß nicht" entgegne ich fast ehrlich, "bei wem haben Sie denn geklingelt?" Ich werde ungeduldig und schließe die Tür vor soviel Verkaufsungeschick. Im Hintergrund kichert meine Nachbarin. Nasshaarig und im Bademantel hat sie belustigt das Haustürgespräch belauscht. Ich berichte ihr noch schnell das Neueste aus ihrer Nachbarwohnung und ich meine in ihren Augen gesehen zu haben, dass sie hin und wieder auch glaubt, dass ich nicht weiß, wer ich bin. Wir beenden lachend die Session. Die Türen schließen sich hinter uns.

Sanft entledigt der Regen sich seiner feuchten Schleier, vorsichtig, um dem jungen Frühling nicht zu schaden, der in meinem Garten schlummert zwischen all dem frischen Grün und Weiß und Gelb und Rot ... Satie passt gut dazu denke ich, lehne mich weit aus dem Fenster und suche den Anschluß an meine Träume.
Und immer wieder schleicht sich eine Frage dazwischen – Wer bin ich?


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14
Mai
2008

Das Lied der Dämmerung

Noch ist Dienstag, ein klitzekleines Stück Mittwoch lässt sich bereits erahnen. Für mich ist Sonntag, für dich nicht. Der neue Tag lauert zwischen den Zeigern der Bahnhofsuhr, unerbittlich, schlaflos, bereit, sich in meine Lider zu krallen, um sie nach oben zu reißen, bis zum Anschlag, bis die Wimpern die Augenbrauen berühren, sobald sie sich anschicken, über erschöpfte Augen zu fallen. Verkehrte Welt. Vorsichtig schlängle ich mich in deine Arme. Leise, ganz leise.

Dämmerung. Ich fände es schön, im Nebel zu verschwinden, sagst du. Ganz nebenbei. Schwarz-weiß und klar liegt der Morgen über den Feldern, kein Nebel, kein Regen. Hinter Hannover kriecht die Sonne langsam aus fedrigen Wolken. Die meisten Farben schlafen noch, auch die Geräusche des Tages. Ein Vogel im glänzenden Hochzeitsstaat findet um halb sechs seine Stimme wieder. Laut und durchdringend schreit er sich ins Gehör seiner Angebeteten. Meinetwegen musst du das Fenster nicht schließen. In dein Erwachen gebettet, belausche ich den Monolog des Schwätzers im kahlen Gebüsch vor dem Haus. Deine Nacht ist vorbei. Für mich beginnt sie. Schlummer, süß und schwer.

Gib mir noch einen Kuss. Dreh dich noch einmal um. Und zieh die Tür einfach zu, wenn du gehst ...


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30
Apr
2008

ES HAT SICH DOCH GELOHNT ...

Kurz nach sieben lässt mich die Sonne nicht mehr schlafen. Eigentlich lässt sie mich schon, aber ... Ich quäle mich aus dem Bett, quäle mich in die Küche, quäle mich ins Bad. Qualvoll. Unausgeschlafen. Übernächtigt. Nichts Neues. Während die Kaffeemaschine geräuschvoll das Gebräu bräut und der Toaster mich gemahnt, nach dem Toast zu sehen, komme ich unter der Dusche zu mir. Kaffeearoma vertreibt den letzten Zipfel der Nacht. Langsam finde ich an dem Morgen gefallen und beim Frühstück in Modezeitschriften blätternd sogar ein passendes Outfit für die Hochzeit meiner Freundin. Ich träume ...

Es klingelt. An der Haustür. An der Wohnungstür. Es ist tatsächlich für mich. Es ist Satie.
Genau der richtige für diesen Moment, obwohl ich eigentlich etwas anderes im Auge hatte.
Ausdrucksstark und doch beruhigend ist er. So beruhigend, dass mich die Knibbelei nicht besonders stört, seine Gefährtin auszupacken, die sich, in Folie verschweißt, sträubt, mir ihr Inneres zu zeigen. Ich hätte vom Frühstückstisch aufstehen und ihr mit brachialer Scherengewalt zu Leibe rücken können. Ich knibbele weiter. Satie kam nackt. Und das war gut so. So konnte er sofort mit seinem Konzert beginnen. Wunderbare 71 Minuten Klaviermusik.

Mit Patti ist das anders. Nicht, weil sie sich bedeckt hielt. Nein, oder vielleicht gerade deshalb. Blieb doch so der Geruch ihres bedruckten Kleides noch unverfälscht, frisch. Ich liebe diesen Duft. Ja für mich ist es Duft. Und ich gerate in Verzückung. Jedes mal. Kannst du das verstehen? Wenn Augen- und Nasensinn eine Liaison eingehen und sich in Genuss verwandeln. Hochgenuss, wenn dann auch der Hörsinn zu seinem Recht kommt. Kaum zu beschreiben. Hast du sie neulich gesehen? Im Fernsehen? Auf Arte? ‘Deine Worte, dein Leben mit meinem Blut nachgezeichnet’ ... Sagte das nicht Rimbaud? Egal, es spiegelt das Empfinden wieder, dass mich beschleicht beim Hören der Musik und Lyriks von Patti.

Holy, holy, holy ... Es hat sich also doch gelohnt, heute so früh aufzustehen!


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