VON KRANICHEN, KATZEN UND ERSTEN SONNENSTRAHLEN
Vier Kraniche sind einer zuviel.
Oder drei zuwenig.
Verstehst du?
Das Frühjahr präsentiert sich stolz im offenen Wintermantel. Spitzes Grün. Rundliches Gelb. Lautes, gefiedertes Schwarz. Gelangweilt taste ich den Himmel ab. Weiße Tupfen auf Blau trägt man heute und etwas Gold im Knopfloch. Auf der Terrasse gibt es späte Märzsonne, sonst nichts, nur Bilder in Endlosschleife hinter dem alten Zaun - telefonierende Spaziergänger mit und ohne Hund, fachsimpelnde Kinderwagenschieber, Walkeholicer. Kahle Büsche bieten keine gute Deckung, man sieht mich und schüttelt den Mützenkopf. Ist das nicht noch etwas früh für so wenig an? Mir ist warm. Das Gemurmel bleibt stehen, entfernt sich dann langsam.
Versinken im Nichtstun als Priorität. Gedanken baumeln gegenstandslos im Wind, balancieren auf Sonnenstrahlen, nicht greifbar. Einige haben sich in der Wäscheleine verfangen, andere tanzen vor meinen Augen. Bunte Luftblasen. Ich könnte mir Blätter an die Bäume träumen. Könnte ich. - Wenn ich sie nicht verschenkt hätte im letzten Winter. Ohne Mitgefühl lasse ich mein Spiegelbild ertrinken, zwischen zwei Wimpernschlägen, in der Kaffeetasse.
Als mir gestern Abend diese Katze über den Weg lief, glaubte ich, dass sie mir Glück bringt. Brachte sie aber nicht. Unglück blieb aus. Wenigstens das.
Hinter der Sonnenbrille reihen sich Augenblicke aneinander. Abgehackt. Ohne Zusammenhang. Sekunden, Minuten, Stunden. Wie viele waren es? Wie lange ist es her? Wie lange bis es wieder kommt? Und - kommt es wieder?
Stell mir jetzt bloß keine Fragen. M. verschwindet hustend hinter einer Rauchwolke, die sie gerade inhalieren wollte, als dieses Fragezeichen über ihre Lippen stolperte. Sie verschluckt ES, eines nach dem anderen. Aber, könntest du mir mal sagen, wie lange ein Augenblick dauert. Auch darauf gibt es keine Antwort.
Inzwischen fällt hinter dem nackten Kirschbaum die Sonne todmüde in den Kurpark. Plötzlich ist es kühl und die strahlenden Farben tauchen in ihr abendliches Versteck hinab. Irgendetwas fehlt. Die Blätter? Nein, ich glaube, es ist etwas anderes oder etwas mehr. Ich warte auf die Muse. Vor einiger Zeit verschwand sie, sprachlos, und sie hat sich nicht ein einziges mal gemeldet. Buchstaben hängen sich seitdem plump aneinander, mühsam schleppen sie sich und suchen Halt in dürren Worten. Um das Trampolin der Gefühle nehmen sie lieber noch einen großen Umweg. Dieses verrückte Auf und Ab macht ihnen Angst.
Manche Türen hätte man besser nie geöffnet, lese ich in der Zeitschrift, die aufgeschlagen neben mir liegt. M. geht und ich bringe den ersten Sonnentag in Sicherheit. Wenn ich mir jetzt etwas wünschen sollte, ich wüsste nicht was.
Wenig später finde ich mich auf dem Weg in eine kalte, sternenklare Nacht wieder.
Mir fallen drei Kraniche ein.
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Oder drei zuwenig.
Verstehst du?
Das Frühjahr präsentiert sich stolz im offenen Wintermantel. Spitzes Grün. Rundliches Gelb. Lautes, gefiedertes Schwarz. Gelangweilt taste ich den Himmel ab. Weiße Tupfen auf Blau trägt man heute und etwas Gold im Knopfloch. Auf der Terrasse gibt es späte Märzsonne, sonst nichts, nur Bilder in Endlosschleife hinter dem alten Zaun - telefonierende Spaziergänger mit und ohne Hund, fachsimpelnde Kinderwagenschieber, Walkeholicer. Kahle Büsche bieten keine gute Deckung, man sieht mich und schüttelt den Mützenkopf. Ist das nicht noch etwas früh für so wenig an? Mir ist warm. Das Gemurmel bleibt stehen, entfernt sich dann langsam.
Versinken im Nichtstun als Priorität. Gedanken baumeln gegenstandslos im Wind, balancieren auf Sonnenstrahlen, nicht greifbar. Einige haben sich in der Wäscheleine verfangen, andere tanzen vor meinen Augen. Bunte Luftblasen. Ich könnte mir Blätter an die Bäume träumen. Könnte ich. - Wenn ich sie nicht verschenkt hätte im letzten Winter. Ohne Mitgefühl lasse ich mein Spiegelbild ertrinken, zwischen zwei Wimpernschlägen, in der Kaffeetasse.
Als mir gestern Abend diese Katze über den Weg lief, glaubte ich, dass sie mir Glück bringt. Brachte sie aber nicht. Unglück blieb aus. Wenigstens das.
Hinter der Sonnenbrille reihen sich Augenblicke aneinander. Abgehackt. Ohne Zusammenhang. Sekunden, Minuten, Stunden. Wie viele waren es? Wie lange ist es her? Wie lange bis es wieder kommt? Und - kommt es wieder?
Stell mir jetzt bloß keine Fragen. M. verschwindet hustend hinter einer Rauchwolke, die sie gerade inhalieren wollte, als dieses Fragezeichen über ihre Lippen stolperte. Sie verschluckt ES, eines nach dem anderen. Aber, könntest du mir mal sagen, wie lange ein Augenblick dauert. Auch darauf gibt es keine Antwort.
Inzwischen fällt hinter dem nackten Kirschbaum die Sonne todmüde in den Kurpark. Plötzlich ist es kühl und die strahlenden Farben tauchen in ihr abendliches Versteck hinab. Irgendetwas fehlt. Die Blätter? Nein, ich glaube, es ist etwas anderes oder etwas mehr. Ich warte auf die Muse. Vor einiger Zeit verschwand sie, sprachlos, und sie hat sich nicht ein einziges mal gemeldet. Buchstaben hängen sich seitdem plump aneinander, mühsam schleppen sie sich und suchen Halt in dürren Worten. Um das Trampolin der Gefühle nehmen sie lieber noch einen großen Umweg. Dieses verrückte Auf und Ab macht ihnen Angst.
Manche Türen hätte man besser nie geöffnet, lese ich in der Zeitschrift, die aufgeschlagen neben mir liegt. M. geht und ich bringe den ersten Sonnentag in Sicherheit. Wenn ich mir jetzt etwas wünschen sollte, ich wüsste nicht was.
Wenig später finde ich mich auf dem Weg in eine kalte, sternenklare Nacht wieder.
Mir fallen drei Kraniche ein.
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Luna in flagranti - 8. Apr, 20:09