UND WENN SIE LACHT, IST SIE IMMER NOCH SCHÖN
Erzähl mir was. Ich hör dir doch so gern zu. Die alte Dame berührt vorsichtig meinen Kopf, während ich ihr die Verbände anlege. Schöne Haare hast du ...
Ich drücke ihr ein Glas Wasser in die Hand. Die letzte Nacht steckt mir in den Knochen, ich sehne mich nach meinem Bett und ich kann so schnell kein geeignetes Thema finden. Es ist Kar-Freitag. Und es ist bald Feierabend. Nur noch knapp zwei Stunden. Mühsam kämpft sich der Morgen durch die Wolkendecke. Dicke Schneeflocken tanzen um Laternen, die ihr spärliches Licht in die schwindende Dunkelheit schicken. Ostern fällt in diesem Jahr schon sehr früh. Ich denke an Goethe, an sein berühmtes Frühlingsgedicht und daran, dass er mit dreiundsiebzig Jahren noch eine neunzehnjährige Geliebte hatte. Wussten Sie das? Meine Gedanken verfangen sich wieder in Einkaufslisten und Terminplänen. Das ist doch nichts besonderes, höre ich sie sagen. Verblüfft schaue ich hoch. Und wenn es anders herum wäre? Ich überlege, ob es wohl Zufall ist, dass sie den gleichen Vornamen trägt, wie Frau von Stein. Und noch bevor ich den Gedanken aussprechen kann, empören sich mehr als neunzig gelebte Jahre: Neee! Das wäre mir zu anstrengend! Ich lache unwillkürlich. Sie können schnell denken, sagt sie verschwörerisch, als ich schon in der Tür stand. ... Und Sie können wohl Gedanken lesen, verabschiede ich mich. Ihr Lachen begleitet mich noch eine ganze Weile, und das Strahlen in ihren Augen. Wenn sie lacht, ist sie immer noch schön.
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Ich drücke ihr ein Glas Wasser in die Hand. Die letzte Nacht steckt mir in den Knochen, ich sehne mich nach meinem Bett und ich kann so schnell kein geeignetes Thema finden. Es ist Kar-Freitag. Und es ist bald Feierabend. Nur noch knapp zwei Stunden. Mühsam kämpft sich der Morgen durch die Wolkendecke. Dicke Schneeflocken tanzen um Laternen, die ihr spärliches Licht in die schwindende Dunkelheit schicken. Ostern fällt in diesem Jahr schon sehr früh. Ich denke an Goethe, an sein berühmtes Frühlingsgedicht und daran, dass er mit dreiundsiebzig Jahren noch eine neunzehnjährige Geliebte hatte. Wussten Sie das? Meine Gedanken verfangen sich wieder in Einkaufslisten und Terminplänen. Das ist doch nichts besonderes, höre ich sie sagen. Verblüfft schaue ich hoch. Und wenn es anders herum wäre? Ich überlege, ob es wohl Zufall ist, dass sie den gleichen Vornamen trägt, wie Frau von Stein. Und noch bevor ich den Gedanken aussprechen kann, empören sich mehr als neunzig gelebte Jahre: Neee! Das wäre mir zu anstrengend! Ich lache unwillkürlich. Sie können schnell denken, sagt sie verschwörerisch, als ich schon in der Tür stand. ... Und Sie können wohl Gedanken lesen, verabschiede ich mich. Ihr Lachen begleitet mich noch eine ganze Weile, und das Strahlen in ihren Augen. Wenn sie lacht, ist sie immer noch schön.
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Luna in flagranti - 22. Mär, 02:05